
Turnen mag damals manchem suspekt erschienen sein, war doch körperliche Ertüchtigung bis
dato ein Metier der Militärs ("schöner sterben"). Zur wirklichen Revolte gegen das Alte
fehlte jedoch die Einbeziehung des weiblichen Geschlechts und die napoleonische Fremdherrschaft
stellte ein drängenderes Problem dar. Aus dem Turner Jahn wurde zeitweilig selbst ein
Militär und ein Politiker.
1810 war er Mitbegründer des Deutschen Bundes. Gegen Napoleon verfaßte er Aufrufe, war
an der Aufstellung des Lützowschen Freicorps aus Studenten und Turnern beteiligt und wurde
dessen Batallionskommandeur. Am Sieg über Napoleon wirkte er als Sonderbeauftragter des
Freiherrn vom Stein mit. Später kämpfte er im zivilen Leben für die deutsche Einheit
in einem Rechtsstaat mit einer Verfassung. 1815 kam es zur Gründung der deutschen
Burschenschaft, die sich auf ihn berief. Seine Gegner entfachten die "Turnerfehde" gegen ihn. Ende
1817 wurde das Turnen untersagt. 1819 wurde er verhaftet und kam 1825 zwar frei, stand aber weitere
Jahre unter Polizeiaufsicht. Erst in den 40'er Jahren wurde das Turnen in seinem Sinne wieder
gestattet. 1848 engagierte er sich noch einmal und wurde Abgeordneter im Frankfurter Parlament. Nun
setzte er sich, im Gegensatz zu der Bewegung, die er losgetreten hatte, vielleicht mit der Einsicht
des Alters, mehr für Ruhe und Ordnung, als für Umsturz ein.

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